Wir geben hiermit unseren Austritt aus der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft e.V. bekannt. Im Zusammenhang mit der gegen die Vorsitzende der Gesellschaft geführten Kampagne hat dort ein unerträglicher Stil Einzug gehalten, und es ist ein politisches Milieu ans Licht gekommen, das mit den Zielen einer wissenschaftlichen Gesellschaft, die den Namen des Nobelpreisträgers Friedrich August von Hayek zu tragen beansprucht, nicht mehr vereinbar ist. Deren satzungsgemäßer Zweck – die „Förderung der wirtschafts-, rechts- und gesellschaftswissenschaftlichen Forschung und Erkenntnis im Geiste Friedrich A. von Hayeks sowie deren Verbreitung“ – bleibt das uns einende Anliegen, das wir in einem angemessenen Rahmen weiterhin verfolgen werden.
Dr. Karen Horn, Zürich (Vorsitzende)
Prof. Dr. Michael Wohlgemuth, Berlin (Stellvertretender Vorsitzender)
Prof. Dr. Dr. h.c. Wernhard Möschel, Tübingen (Vorsitzender)
Dr. Gerhard Schwarz, Zürich (ehemaliger Vorsitzender der Hayek-Gesellschaft)
Prof. Dr. Viktor Vanberg, Freiburg
Die genannten Mitglieder des Stiftungsrats der Friedrich A. von Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft werden auch ihr Amt als Stiftungsräte geordnet niederlegen.
Prof. Dr. Thomas Apolte, Münster
Dr. Ivan Adamovich, Zürich
Daniel Bahr, München
Dr. Stephan Balling, Berlin
Dr. Susanne Cassel, Berlin
Prof. Dr. Lars Feld, Freiburg
Klaus Füßmann, Gummersbach
Dr. Katja Gelinsky, Berlin
Dr. Josef Girshovich, Berlin
Prof. Dr. Nils Goldschmidt, Siegen
Prof. Dr. h.c. Hans-Olaf Henkel, Brüssel
Prof. Dr. Carsten Herrmann-Pillath, Witten/Herdecke
Carl Graf Hohenthal, Berlin
Dr. Ulrike Hotopp, London
Prof. Dr. Michael Hüther, Köln
Prof. Dr. Otmar Issing, Frankfurt
Dr. Gerhard Kempter, Freiburg
Prof. Dr. Wolfgang Kerber, Marburg
Wendula Gräfin von Klinckowstroem, Freiburg
Ekkehard Köhler, Freiburg
Prof. Dr. Hartmut Kliemt, Frankfurt
Bernd Kramer, Freiburg
Prof. Dr. Stefan Kolev, Zwickau
Prof. Dr. Harald Kunz, Saarbrücken
Dr. Marcus Lerch, Hamburg
Prof. Dr. Martin Leschke, Bayreuth
Christian Lindner, Düsseldorf
Oswald Metzger, Ravensburg
Johanna Möhring, Paris
Dr. Arash Molavi Vasséi, Stuttgart-Hohenheim
Dr. Werner Mussler, Brüssel
Prof. Dr. Stefan Okruch, Budapest
Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Magdeburg
Prof. Dr. Athanassios Pitsoulis, Hildesheim
Dr. Olaf Prüßmann, Brüssel
Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Freiburg
Prof. Randolf Rodenstock, München
Prof. Dr. Dirk Sauerland, Witten/Herdecke
Prof. Dr. Christoph Schaltegger, Luzern
Prof. Dr. Hans Jürgen Schlösser, Siegen
Dr. Holger Schmieding, London
Urs Schöttli, Tokio
Prof. Dr. André Schmidt, Witten/Herdecke
Clemens Schneider, Berlin
Prof. Dr. Jan Schnellenbach, Cottbus
Dr. Michael Schuhen, Siegen
Margot Selz, Freiburg
Frank Stenglein, Essen
Prof. Dr. Ulrich van Suntum, Münster
Dr. Sarah Tietze, Berlin
Claus Tigges, Berlin
Prof. Dr. Stefan Voigt, Hamburg
Prof. Dr. Gerhard Wegner, Erfurt
Prof. Dr. Dirk Wentzel, Pforzheim
Prof. Dr. Michael Zöller, Landshut
Prof. Dr. Joachim Zweynert, Witten/Herdecke
Ich trete heute aus der Hayek-Gesellschaft aus. Einem Verein, in dem eine große Zahl von Mitgliedern ein derartiges Verhalten an den Tag legt, wie ich es vor, während und nach der Mitgliederversammlung vom 26. Juni 2015 in Leipzig erlebt habe, kann und will ich nicht länger angehören, geschweige denn ihm als Vorsitzende ein Feigenblatt sein.
Diese Mobbing-Kampagne hat ausgerechnet für die Hayek-Gesellschaft bestätigt, was ich mit meiner Warnung vor der „rechten Flanke der Liberalen“ am 17. Mai 2015 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung für eine breitere, sich fälschlich als liberal bezeichnende Szene beschrieben habe. Ich hatte gehofft, dass sich eine wissenschaftliche Gesellschaft, die über den politischen Dingen stehen sollte, von einem solchen Zeitgeist nicht erfassen ließe.
Ob in der Hayek-Gesellschaft oder im breiten Diskurs der Öffentlichkeit – ich habe es nie gern gesehen, wenn Leute vor allem danach streben, sich in einem Biotop gleichgesinnter Ideologen zu bewegen, andere hart auf Linientreue zu testen und einander mit einfachen, möglichst scharfen Parolen hochzuschaukeln. Auch waren die Schriften Hayeks für mich nie eine Art Bibel, sondern schlicht ein wissenschaftliches Werk, mit dem sich zu befassen sehr lohnend ist. Ich halte Sektiererei für unwissenschaftlich und gefährlich. Wer ihr verfällt, pflegt häufig eine Opfermentalität; Andersdenkende sieht er als hassenswerte Subjekte und Teil einer fatalen Verschwörung. Vor einem apokalyptisch gemalten Hintergrund radikalisiert er sich, wird dogmatisch, selbstgerecht, gehässig, intolerant und respektlos. Ich halte das für eine ganz und gar nicht liberale Haltung. Sie ist schlicht anmaßend. Sie ist zudem auch wenig zweckmäßig, wenn es darum gehen soll, andere für den Wert der Freiheit zu erwärmen.
Ich stehe für einen offenen, differenzierten Diskurs, in dem alle voneinander lernen können. Mein Anliegen ist es stets gewesen, die Hayek-Gesellschaft wissenschaftlich und seriös zu halten, Sektiererei einzudämmen und ein Abrutschen zu verhindern. Mein Austritt ist ein Akt der persönlichen Abgrenzung; mit dem, was aus der Hayek-Gesellschaft zuletzt geworden ist, kann ich mich nicht mehr gemein machen. Es tut mir dabei sehr leid um alle jene Mitglieder, die mit dieser Entwicklung selbst nichts zu tun haben, die sich zivilisiert verhalten, sich nicht in ein Freund-Feind-Schema pressen lassen und an einem intellektuellen Diskurs interessiert sind. Ich bin sicher, dass wir dafür neue, angemessene Formen finden werden.
Ich bedanke mich bei allen, die mir zur Seite gestanden und Integrität bewiesen haben, von den Gründungsmitgliedern bis hin zum studentischen Nachwuchs, auf dem meine Hoffnung ruht. Und ich bedanke mich bei allen, die mir zum Abschluss der Hayek-Tage in Leipzig mit ihrem bewegenden Applaus gezeigt haben, dass ich mit meinen Anliegen nicht allein bin. Dank gebührt auch den Stiftern, deren Unterstützung uns lange sehr geholfen hat.
Die Hayek-Gesellschaft hat trotz allem Schönes erreicht – die Neuherausgabe der Werke Hayeks ist fast abgeschlossen; und mit der alljährlichen Verleihung der Hayek-Medaillen haben wir wichtigen Denkern Anerkennung zollen können, zuletzt dem großen Ökonomen Israel Kirzner. Ich bin stolz und dankbar, dass ich das habe mitgestalten können.
Die Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft e.V. ist ein im Jahr 1998 gegründeter gemeinnütziger Verein, dessen satzungsgemäßer Zweck in der „Förderung der wirtschafts-, rechts- und gesellschaftswissenschaftlichen Forschung und Erkenntnis im Geiste Friedrich August von Hayeks sowie deren Verbreitung“ besteht. Die Satzung ist neuerdings auf der Website www.hayek.de einsehbar. Der Verein wird finanziell von der Friedrich A. von Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft mit Sitz in Freiburg unterstützt, als deren Vorstandsvorsitzender der Sekretär des Vereins, Prof. Dr. Gerd Habermann, fungiert.
Friedrich A. von Hayek (1899-1992) war ein im Jahr 1974 mit dem Wirtschafts-Nobelpreis ausgezeichneter liberaler Ökonom und Sozialphilosoph. Die Mitgliedschaft der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft, mehr als 300 Personen, setzt sich vor allem aus Wissenschaftlern, Publizisten und Unternehmern zusammen. Der Verein publiziert Bücher, veranstaltet Konferenzen und verleiht jedes Jahr die mit jeweils 10.000 Euro dotierte Hayek-Medaille an Wissenschaftler, Publizisten oder Politiker, die sich um eine freiheitliche Gesellschaft verdient gemacht haben. In diesem Jahr wurden der amerikanische Ökonom Israel Kirzner, der Journalist Roland Tichy sowie posthum der Publizist Roland Baader ausgezeichnet.
In einem „offenen Brief“ hatten 26 Mitglieder die Vorsitzende Dr. Karen Horn wegen eines Artikels von ihr in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 17. Mai 2015 als „autoritär“ kritisiert und zum Rücktritt aufgefordert. Karen Horn, Dozentin und Publizistin, hatte in ihrem Artikel zu einer klaren Abgrenzung liberaler Positionen nach rechts und zu weniger Dogmatismus aufgerufen. Zu den Unterzeichnern des „offenen Briefs“ zählen unter anderem die ehemalige CDU-Politikerin Vera Lengsfeld und der FDP-Politiker Frank Schäffler.